Plagegeister
Text und Fotos: Michael Mrutzek

Eine weitere Nacktschnecke als parasitärer Porites-Untermieter

In der Juniausgabe habe ich bereits über eine Nacktschneckenart auf einer Porites-Steinkoralle berichtet.  In diesem Artikel möchte ich auf eine weitere Nacktschnecke eingehen, die ich auf Porites cylindrica gefunden habe.  Auch bei dieser Nachtschenken verhält es sich so, dass der Beobachter sehr genau hinsehen muss, um sie zu entdecken. Aus einem Fidii-Import erhielt ich unter anderem drei schöne Porites cylindrica.  Wenige Stunden nach dem vorsichtigem Adaptieren an mein Aquarienwasser entfalteten alle drei ihre Polypen und durch die grün-gelbe Farbe waren sie sehr schöne Farbkleckse in meiner Anlage.  Auch in den nächsten Tagen waren sie geöffnet, allerdings bemerkte ich an der Basis einer Kolonie kleine dunkelbraune Stellen.
Aufgrund meiner Erfahrungen mit Parasiten von Korallen untersuchte ich die Kolonie.  Dabei ist mir an diesem Tag nichts aufgefallen, was auf einen Befall hindeuten würde.  Zwei Tage später wurden die dunkelbraunen Stellen aber mehr und zeigten sich zu meinem Entsetzten auch an anderen Stellen auf der Kolonie.  Ich entnahm die Kolonie aus dem Aquarium und untersuchte sie nun sehr intensiv.  Ich fand ich den Übeltäter: eine kleine "sternförmige" Nacktschnecke, die wiederum, wie bei der anderen auch, bei geöffneten Zustand der Koralle, kaum zu entdecken ist.  Diese ca. 0,5 cm große Schnecke frisst an der Koralle so, dass ich den Eindruck hatte, als würden sie alles, was unter ihr ist, in sich hinein saugen.

Die äußerliche Ähnlichkeit dieser Nacktschnecke mit einer geöffneten Porites cylindrica ist beeindruckend und zeigt wiederum deutlich die hervorragenden Tarnfähigkeit von parasitären Lebewesen.  Nur so können diese wahrscheinlich in der Natur überleben.  Versuche, natürliche Fressfeinde zu finden, habe ich in diesem Falle nicht unternommen, da die Menge der Schnecken nicht so groß war.  Vorsichtig sammelte ich alle Schnecken ab und tauchte die Kolonie fünf Minuten lang in eine PVP-Jod-Lösung (5 %; siehe oben) ein, um eventuelle Wunden bzw.  Verletzungen zu behandeln.

Da ich zu dem Zeitpunkt keine Gelege gefunden hatte, untersuchte ich nun alle drei Kolonien täglich nach Schnecken ab.  Nach drei Tagen entdeckte ich tatsächlich wieder neue Nacktschnecken, die ich auf die gleiche Weise absammelte.  Danach wurden die Korallen in einer PVP-Jod-Lösung gebadet.  Auf Süßwasserbäder verzichtete ich aufgrund meiner schlechten Erfahrungen bei Montipora-Steinkorallen (siehe Aprilausgabe) und bei diesem überschaubaren Befall sah ich auch nicht die Notwendigkeit, die Korallen einem derart hohen Stress auszusetzen.  Nach einer Woche waren keine neuen Schnecken mehr zu entdecken.  Die Fraßstellen heilten jedoch nur langsam aus.
Abschließend möchte ich eindringlich darauf hinweisen, dass man alle neuen Korallen, vor allem importierte, genauestens untersuchen sollte, um gleich von vornherein einen Befall erkennen und Maßnahmen einleiten zu können, um die Plagegeister zu entfernen.