Neues aus der chemischen Wissenschaft
Chloramphenicol
Antwort auf Anfrage von R.Huber( 2002)
H a l l o F o r u m!
Heute bekam ich die Antwort auf eine Anfrage an das österreichische Bundesministerium
für soziale Sicherheit, Abteilung Veterinärwesen. Hintergrund dieser Anfrage war der mir teilweise
sehr sorglos erscheinende Umgang mit Antibiotika bei der Behandlung von Fischerkrankungen. Dr. Dichtl,
der so freundlich war mir erschöpfend Auskunft zu geben und dessen Einlassung dazu im Anhang erscheint
möchte ich an dieser Stelle sehr herzlich danken.
Anhang:
Sehr geehrter Herr Huber !
Besten Dank für Ihre e-mail vom 25. April 2002, die von Dr. Fischer
zuständigkeitshalber an meine Abteilung weitergeleitet wurde.
In Österreich ist (wie in allen Ländern des EWR) die Anwendung von
Chloramphenicol nur an Tieren erlaubt, die nicht der Gewinnung von
Lebensmitteln dienen. Alle Tierarzneimittel, die Chloramphenicol enthalten,
sind strengstens rezeptpflichtig und dürfen daher nur auf tierärztliche
Anweisung bezogen werden. Derzeit ist kein Medikament für Zierfische in
Österreich zugelassen, das Chloramphenicol enthält. Ich kann mir aber
vorstellen, dass auch "normale Menschen und Aquarianer" Chloramphenicol in
Reinsubstanz aus dem Chemikalienhandel beziehen, da dieser Wirkstoff relativ
billig ist. Dies ist natürlich gesetzwidrig, denn Zierfischarzneimittel
fallen gemäß Arzneimittelgesetz nur dann nicht unter die Zulassungspflicht,
wenn sie lediglich rezeptfreie Bestandteile enthalten.
Die von Ihnen angesprochene genverändernde Wirkung von Chloramphenicol ist
übrigens vielen Substanzen zu eigen, bei Chloramphenicol ist eher von
Bedeutung, dass ein bestimmter Prozentsatz der Bevölkerung unter Behandlung
(oder auch durch Aufnahme von Rückständen) mit dieser Substanz eine
irreversible aplastische Anämie entwickelt (unumkehrbare Blutarmut).
Ich kann Ihnen nur beipflichten, dass alle Aquarianer eindringlich davor
gewarnt werden sollten, Antibiotika oder Chemotherapeutika in Eigenregie
anzuwenden, weil dies nicht nur eine Gefahr für diesen Personenkreis
bedeutet, sondern auch längerfristig zur Ausbildung von Resistenzen gegen
diese Stoffe beitragen kann.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Johannes Dichtl
Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen
Abteilung IX/A/6 - Veterinärarzneimittel
Radetzkystraße 2
A-1030 Wien
LINK:
https://www.gesundheit.bmsg.gv.at
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